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Gemeinde Kall

Entführte weiße Fahne wieder da

Beim Rathaussturm im vergangenen Jahr hatte sich der Bürgermeister das Friedenssymbol stibitzen lassen - jetzt wird die Fahne dringend benötigt...

Eröffnung Standquartier 2024 des KV Löstige Bröder in der Gaststätte Gier. Foto: Reiner Züll

Kall - Weiße Fahnen werden schon seit der Antike in Kriegssituationen zur Kapitulation benutzt, denn sie sind ein Zeichen dafür, dass man Frieden schließen, beziehungsweise Verhandlungen führen möchte. Sie werden deshalb auch als Friedensfahnen bezeichnet. Trägt eine Person eine weiße Flagge, bedeutet es, dass sie sich ergibt. Damit ist sie schutzbedürftig und darf nicht mehr angegriffen werden. 

So schwenkt auch der Kaller Bürgermeister Hermann-Josef Esser jedes Jahr an Weiberdonnerstag beim traditionellen Ratshaussturm durch die Prinzengarde des Karnevalsvereins „Löstige Bröder“ eine solche weiße Fahne. Doch seit dem Rathaussturm im vergangenen Jahr fehlt das wichtige Friedenssymbol in der närrischen Asservatenkammer des Beamtenbunkers an der Bahnhofstraße.

Dass die weiße Fahne mit den vielen Unterschriften für ihn jetzt noch wertvoller geworden sei, gestand der Bürgermeister vor der Übergabe des Corpus Delicti.

Die Fahne hatte sich Esser beim Sturm auf das Ersatzrathaus an der alten Post im vergangenen Jahr von der Löstige-Bröder-Aktivistin Ina Teuber stibitzen lassen. Die hatte daraus keinen Hehl gemacht und dem Bürgermeister angeboten, dass er die Fahne gegen eine Spende für den Karnevalsverein auslösen könne. 

„Ich brauch das Ding am nächsten Donnerstag“, ließ Herman-Josef Esser verlauten, als er zur Standquartiereröffnung der „Löstige Bröder“ im Saal Gier erschien, um das „Corpus Delicti“ wieder in Besitz zu nehmen, damit beim Rathaussturm der Möhnen und der Prinzengarde wieder eine weiße Friedens-Fahne schwenken kann.

Über den genauen Hergang des närrischen Fahnenklaus gab es vor der Übergabe zwei verschiedene Versionen: Während Ina Teuber behauptete, dass Esser nicht auf die Fahne aufgepasst habe, gab der Bürgermeister zu Protokoll, dass er sie Ina Teuber überlassen habe, um aufzupassen, dass das weiße Tuch nicht abhandenkomme. Tatsache ist, dass die Fahne plötzlich weg war. 

Eröffnung Standquartier 2024 des KV Löstige Bröder in der Gaststätte Gier. Foto: Reiner Züll

Damit Ina Teuber dem Gemeindeoberhaupt das Objekt der Begierde zurückgab, ließ sich der Bürgermeister nicht lumpen: Er steckte eine dicke Spende in die Sammelbüchse, in der das Federwölkchen-Dreigestirn durch den Verkauf von Pins und Aufklebern Geld für die Hilfsgruppe Eifel sammelt. 

So ganz weiß allerdings ist die Fahne nach ihrer Entführung im vergangenen Jahr nicht geblieben. Sie weist inzwischen unzählige Unterschriften von Kaller Karnevalisten auf. Damit sei die Fahne für ihn noch wertvoller geworden, räumte der Bürgermeister ein.

Nach der Übergabe der Fahne überraschten junge Tänzerinnen der ehemaligen, inzwischen aufgelösten Showtanzgruppe „Pink Ladys“ das Dreigestirn mit einer Spende von 860 Euro, mit der sie die Pin- und Aufkleber-Aktion des Dreigestirns zugunsten der Hilfsgruppe Eifel unterstützen wollen.

Das Geld stammte vom Erlös einer Aktion im Jahr 2018, als die Mitglieder der Garde bei einem Kinder-Trödelmarkt Kaffee und Kuchenverkauft hatten, um die Showtanz-Kasse etwas aufzufüllen. Dann löste sich die Gruppe auf und das Geld wurde nun, vier Jahre später diesem guten Zweck zugeführt. Die Tollitäten waren gerührt über diese Aktion und den großen Zuspruch der Kaller Jecken. Bauer Uwe II. wusste sich auf seine eigene Art zu bedanken: „Ohne Euch alle wären wir nichts“. 

Das Schauspiel der Rathaus-Erstürmung wiederholt sich am Weiberdonnerstag, 8. Februar. Ab 10 Uhr treffen sich die „Löstige Bröder“ mit den Tollitäten, den Möhnen, den Tanzgarden, den Musketieren und der Prinzengarde am Gasthaus Gier, um von dort mit der Musikkapelle Kall zur Rathaus-Außenstelle an der alten Post zu marschieren. 

Mit ihrer Kanone „Möckeflitsch“ wird die Prinzengarde dann das Ersatz-Rathaus so lange unter Beschuss nehmen, bis dass der Bürgermeister seine wieder zurückeroberte weiße Fahne schwenkt und anschließend zum Umtrunk einlädt. (Reiner Züll)

Tänzerinnen der inzwischen aufgelösten Showtanzgruppe "Pink Ladys" spendeten dem Dreigestirn ihre aufgelöste Kasse von 860 Euro, um die Hilfsgruppe Eifel zu unterstützen.

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  • Reiner Züll
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