Inhalt anspringen

Gemeinde Kall

Teil wahr, teils frei erfunden

Harald Wilms hat viele lustige Geschichten über Kaller Begebenheiten und Originale aus dem Ort geschrieben – Zehn Jahre als „schnippisch Männsche von Huhs Boohm“ in der Bütt gestanden – Anekdoten werden in lockerer Serie veröffentlicht – Feuerwehr entführte Ziege

Viele Geschichten über Kaller Ereignisse hat der 67-jährige Harald Wilms niedergeschrieben. Die Gemeinde Kall veröffentlicht diese Anektoten jetzt in lockerer Reihenfolge. Foto: Reiner Züll

Kall - Es sind lustige und unglaubliche Kaller Geschichten, die in den seltensten Fällen frei erfunden sind – oder, die sich zumindest am Rande der Wahrheit bewegen. Niedergeschrieben hat sie der heute 67-jährige Harald Wilms, der vielen älteren Kallern noch als bissiger Büttenredner „Et schnippisch Männsche von Huhs Boohm“ beim Karnevalsverein „Löstige Bröder“ in Erinnerung ist. In lockerer Reihenfolge wird die Gemeinde die vielen Geschichten des schreibfreudigen Rentners veröffentlichen. 

Harald Wilms ist ein echter „Kaller Jong“, der einst den Beruf des Bauzeichners erlernte. 18 Jahre lang stand er in Diensten der damaligen Stahlbeton-Firma Milz, die Fertigbauteile für große Bauprojekte herstellte und 1987 geschlossen wurde. Später wurde Wilms als Experte für Fertigteile bei Bauprojekten im wachsenden Kaller Gewerbegebiet für die Architekturbüros Becker und Loosen tätig. Die Firmen Papstar und Brucker tragen die planerische Handschrift von Harald Wilms.

Teils wahr, teils nur nahe an der Wahrheit: Die Geschichtensammlung von Harald Wilms ist sehr umfangreich. Im Lauf der Jahre ist da so einiges zusammengekommen.

Leidenschaft von Jugend an

Dichten und Schreiben ist von Jugend an eine Leidenschaft des 67-Jährigen, der seit zwei Jahren zwar Rentner ist, bei der Lebenshilfe in Kall aber in der Betreuung aktiv ist. Zu Geburtstagen von Freunden und Bekannten überrascht er diese mit eigens geschaffen Liedern und lustigen Lebensläufen. Das Rezept von Wilms dabei ist: „Immer genau hinschauen, was so rundherum passiert“. 

Das Talent des humorigen Kallers blieb auch dem Karnevalsverein „Löstige Bröder“ nicht verborgen, als dieser sich 1991 unter der Präsidentschaft von Peter Berbuir neuformierte. An der Theke und in seliger Bierlaune versprach Wilms den Karnevalisten, zum Neustart in die Bütt zu gehen. Die Kultfigur „Et schnippische Männsche von Huhs Boohm“ (Ein schnippisches Männchen von Haus Baum) war geboren. Das beige T-Shirt mit der Ansicht von Haus Baum, das ihm seine früh verstorbene erste Ehefrau damals für die Bühnenauftritte nähte, hütet er noch heute nach 30 Jahren wie einen Schatz: „Das ist ein Heiligtum.“ 

Zwei Jahre lang stand Harald Wilms (vorne l.) im Kaller Karneval mit seinen Freunden Alfi Meyer (2.v.r.) und Ferdi Reger (Mitte) als „Chaos“ auf der Bühne, hier bei der Prinzenproklamation 1994

Die Auftritte von Harald Wilms in der Bütt der Kaller Karnevalisten waren zehn Jahre lang stets Sitzungshöhepunkte. Alles, was in Kall Rang und Namen hatte, wurde durch den Kakao gezogen und auf die Schippe genommen – und das stets in kräftigem Eifeler Platt. Hin und wieder gab es auch Ärger, wenn Wilms zu hart mit humorlosen Betroffenen ins Gericht gegangen war. Zwei Jahre lang stand der er im Kaller Karneval auch mit seinen Freunden Alfi Meyer und Ferdi Reger als Gruppe „Chaos“ auf der Bühne. Die lokalbezogenen Texte für das Trio, das von professionellen Musikern begleitet wurde, stammten natürlich aus der Feder von Harald Wilms.

Bei der Prinzenproklamation im Jahr 1996 Jahre stand Harald Wilms erstmals mit seinem damals zwölfjährigen Sohn in der Kaller Bütt.

Bei der Proklamationssitzung im Jahr 1996 Jahre stand Harald Wilms erstmals mit seinem damals zwölfjährigen Sohn Andy als „De schnippisch Familisch von Huhs Boohm“ in der Kaller Bütt. In den folgenden Jahren stellte er jedoch immer mehr fest, dass das Publikum bei den Büttenreden trotz des lokalen Bezuges nicht mehr zuhörte und mehr auf musikalische Darbietungen setzte. Wilms: „Reden waren irgendwann nicht mehr zeitgemäß“. Auch seien die Leute zunehmend humorloser und empfindlicher geworden.

Tracht Prügel als Quittung

„Huhs Boohm“ spielt auch eine Rolle in den vielen Anekdoten, die Harald Wilms über Kaller Geschehnisse niedergeschrieben hat, und von denen einige in dem Buch „Kall im Spiegel der Geschichte“ des Kaller Autors Hubert Büth nachzulesen sind. Harald Wilms schmunzelt: „Von Haus Baum ist das Geschehen in Kall ganz zu überblicken, und da gibt es so allerhand zu sehen“.  Die Geschichten die entstanden sind, seien alle grundsätzlich lokaler Natur. Sie seien teils tatsächlich passiert, teilweise entsprächen sie aber nicht so ganz der Wahrheit. Unterhaltsam sind sie aber allemal. 

Wahr ist zum Beispiel die Entführung einer Milchziege aus dem Stall des damals auf dem Wackerberg residierenden Herrn von Ameln durch Kaller Feuerwehrleute. Die hatten nach einem Brand des Gehöftes Pauly im Haus Hensch, wo sich der als „Bitzenkönig“ bekannte Ziegenhalter vom Wackerberg mit Kaller Jägern aufhielt, kräftig gebechert. Bei den Feuerlöschern reifte die Idee, eine Ziege zu entführen und in die Kneipe zu bringen. Im alten VW-Käfer wurde die Ziege vom Wackerberg zum Haus Hensch gekarrt, wo die Entführer vom aufgebrachten „Bitzekönig“ als Quittung eine gehörige Tracht Prügel samt Anzeige bei der Polizei kassierten.

Reiner Züll 

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Reiner Züll
  • Reiner Züll
  • Reiner Züll
  • Bei der Prinzenproklamation im Jahr 1996 Jahre stand Harald Wilms erstmals mit seinem damals zwölfjährigen Sohn in der Kaller Bütt.