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Gemeinde Kall

Kall die Treue gehalten

Das Mutabor-Jugendhilfebüro Eifel in Kall hat neue Räumlichkeiten im Geschäftshaus Süd am Bahnhof eröffnet.

Zu den neuen Räumlichkeiten gratulierte Bürgermeister Hermann-Josef Esser (links) dem Mutabor-Team.

Kall - Dass etwas eigentlich Negatives auch zu etwas Gutem führen kann – davon zeugt die Neueröffnung des Jugendhilfebüros der „Mutabor – Mensch & Entwicklung gGmbH“ im neuen Geschäftshaus Süd am Kaller Bahnhof. In dem Fall war es die Flut 2021, die Mutabor-Gründer Jürgen Sellge und Investor Jochem Hannes zusammenbrachte. Beide waren betroffen – Sellge mit dem früheren Jugendhilfebüro in der Straße Weiherbenden und Hannes als Besitzer des Kaller Rewe-Centers. 

„Wir hatten einen guten Start in Kall“, berichtete Jürgen Sellge jetzt im Rahmen einer Feierstunde anlässlich der Neueröffnung. Bereits sieben Jahre lang hatte das von Alexandra Fischer geleitete Büro in Kall zum Zeitpunkt der Flut sich insbesondere um die Fachberatung von Pflegefamilien gekümmert. Dann kam die Flut. Nach der Sanierung der Räumlichkeiten wurde klar, dass diese zu klein wurden. 

Und da kam Jochem Hannes ins Spiel, der kurzerhand die eigentlich als Wohnungen geplanten, rund 150 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im neuen Geschäftshaus Süd neu planen ließ, die nun als neue Mutabor-Geschäftsräume feierlich eingeweiht wurden. Wobei die Bezeichnung „Geschäftsräume“ hier nicht ganz zu passen scheint: Neben einem großen Besprechungsraum gibt es drei weitere hell und freundlich eingerichtete Büros. In zweien davon stehen Spielzeug und kreative Anregungen für Kinder unterschiedlichen Alters bereit. 

„In den beiden Spielzimmern finden begleitete Kontakte statt“, berichtet Alexandra Fischer. Das bedeutet, dass hier Kinder, die aus schwerwiegenden Gründen nicht mehr bei ihren Eltern und dafür in Pflegefamilien leben, ihre leiblichen Eltern treffen und Zeit mit ihnen verbringen können. Dabei ist jederzeit eine Fachberaterin anwesend, die bei Bedarf auch im Kontakt vermittelt. „Ansonsten hält sie sich aber ganz im Hintergrund“, berichtet Fischer. Die Nachfrage nach Pflegefamilien sei sehr groß, und dafür werden auch ausreichend Fachpersonal benötigt. Daher wachse die Mutabor gGmbH, die in enger Kooperation mit den Jugendämtern arbeitet, auch weiterhin. 

„Ich freue mich, dass sich eine Lösung gefunden hat, und Sie Kall weiter die Treue halten“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser im Rahmen der Eröffnungsfeier. Sicher komme der Einrichtung die zentrale Lage nicht nur des Geschäftshauses mitten in Kall und direkt am Bahnhof, sondern auch im Herzen des Kreises Euskirchen mit guter ÖPNV-Anbindung zugute. „Ich weiß ja, dass Sie nicht nur kreis- sondern mittlerweile sogar staatsübergreifend arbeiten“, so der Bürgermeister mit Bezug auf die jüngste Erweiterung des Mutabor-Wirkungskreises in Kooperation mit dem Jugendamt Eupen. 

„Es ist wichtig, dass Kinder, die nicht bei ihren Eltern bleiben können, eine Perspektive geboten bekommen“, betonte Esser. Dass immer mehr Kinder einen erhöhten Betreuungsbedarf hätten sei eine gesellschaftliche Entwicklung, die Anlass zur Sorge gebe.

Einen symbolischen Spendenscheck für das Rucksackprojekt überreichte Jens Wunderlich für den Simmerather Museumsverein „Sakrala“ (rechts) an Jürgen Sellge.

Die Standorte des Unternehmens haben sich vom Hauptsitz in Eitorf an der Sieg ausgeweitet und umfassen inzwischen mehrere Außenstellen, wie beispielsweise das Jugendhilfebüro in Kall. Mutabor betreibt Wohngruppen, macht ambulante Jugendhilfeangebote und übernimmt die Fachberatung für Erziehungsstellen, also die Pflegefamilien. Die Pflegefamilien, in denen mindestens ein Elternteil ausgebildete/r oder studierte/r Pädagog/in ist, möchte den Kindern ein neues zu Hause geben. Sie werden von den Fachberaterinnen intensiv begleitet. Aktuell werden insgesamt rund 200 Kinder betreut. Das vierköpfige Team der Einrichtung in Kall kümmert sich um 21 Kinder in elf Pflegefamilien.

Von ihrer Arbeit mit den Kindern, Eltern, Pflegeeltern und auch den Jugendämtern berichteten die Fachberaterinnen Juliane Herf, Veronika Scheipers und Melina Thiel. „Mit den Kindern wird uns eines der wertvollsten Güter unserer Gesellschaft anvertraut – und die Hauptarbeit wird in der Pflegefamilie geleistet“, sagte eine von ihnen.

Auch für Jens Wunderlich sind die Pflegeeltern ebenso wie die Mitarbeitenden von Mutabor die „wahren Helden“. Das nahm er zum Anlass vom Simmerather Museumsverein „Sakrala“ eine Spende in Höhe von 500 Euro zu übergeben. Sie soll in das „Rucksackprojekt“ fließen. Die Rucksäcke bekommen Kinder, die ihre Familien ganz kurzfristig verlassen und in Wohngruppen oder Pflegefamilien untergebracht werden müssen. Darin finden sie etwa eine Brotdose, eine Trinkflasche und ein spezielles Kuscheltier, den „Sorgenfresser“. 

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Bildnachweise

  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall
  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall