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Gemeinde Kall

Verwunschener Ort aus fernen Zeiten

Einstiger Reidemeisterfriedhof Dalbenden aus dem 17. Jahrhundert war Station bei der Archäologietour Nordeifel und soll bald als Bodendenkmal anerkannt werden.

Expertinnen der LVR-Bodendenkmalpflege erläuterten die Archäologietour-Station nahe der Burg Dalbenden.

Kall – Schon bald soll die Gemeinde Kall um ein Bodendenkmal reicher sein, wie Katharina Friedel vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn im Rahmen der diesjährigen „Archäologietour Nordeifel“ berichtete. Erstmals Station bei der beliebten Tour zu besonderen Orten im Kreis Euskirchen war der ehemalige „Reidemeisterfriedhof“ aus dem 17. Jahrhundert nahe der Urfter Burg Dalbenden. Der dreigeteilte Friedhof besteht aus zwei so genannten „Grabgärten“, von denen einer begehbar ist, und einer ehemaligen Gruft im Hang gegenüber der Burg Dalbenden. Noch in diesem Jahr sollen dort im Rahmen der Beantragung zur Anerkennung als „Bodendenkmal“ weitere Vermessungen vorgenommen werden. 

Die Interessierten Besucher reisten mit einem der LVR-Busse oder privat an.

„Als Reidemeister wurden Geschäftsleute bezeichnet, die in vorindustrieller Zeit sowohl metallgewerbliche Produzenten und Eisenaufbereiter als auch Leiter eines mittelständischen Reitwerks waren“, berichteten die Expertinnen den zahlreichen Interessierten, die entweder mit einer der vom LVR organisierten Bustouren zum Archäologietag oder auf eigene Faust angereist waren. Allen gemeinsam war, dass dieser besondere und dennoch gar nicht so bekannte Ort sie faszinierte: „Das ist ein wahnsinnig verwunschener Platz“, sagte etwa eine Besucherin. Wilfried Mertens und seine Frau Gertrud Junker-Mertens aus Sistig hatten den einstigen Friedhof mit der benachbarten Gruft bereits mehrfach besucht. „Wir nutzen die tolle Gelegenheit, uns hier vor Ort mal alles von Fachleuten erklären zu lassen“, berichteten sie. 

Am Infostand gingen die LVR-Mitarbeiterinnen (hier Sabine Hermesdorff) auch auf alle Fragen der Besucher ein.

Die protestantischen Reidemeister unterhielten Eisenhütten und Hammerwerke und waren so zu Wohlstand gekommen. Den Familien wurde gestattet, einen Friedhof anzulegen, da die Beisetzung ihrer Toten auf katholischen Friedhöfen nicht erlaubt war. Das älteste Grab ist auf das Jahr 1672 datiert. Gebeine der Verstorbenen wurden unter anderem auf den evangelischen Friedhof in Gemünd umgebettet, die Grabsteine aber verblieben auf dem Friedhof Dalbenden. Auf ihnen tauchen die Namen Poensgen, Schoeller oder Peuchen auf - Familiennamen, die auch später in der Eisenindustrie von Bedeutung blieben. Auf den noch erhaltenen bzw. lesbaren Grabsteinen sind unter anderem Zitate aus der Lutherbibel zu finden. 

Die Eifel war zu der Zeit ein Wirtschaftszentrum der Eisenindustrie, das erst im Laufe des 19. Jahrhunderts gegenüber dem aufstrebenden Ruhrgebiet an Bedeutung verlor. Zeuge dieser Hochzeit ist unter anderem auch das Gut Neuwerk im Rosenthal, wo Eisen verarbeitet wurde. Die zahlreichen „Pingen“ auch im Kaller Gemeindegebiet weisen noch heute auf den Abbau von Eisenerz hin. 

Auf den Grabsteinen tauchen die Namen Poensgen, Schoeller oder Peuchen auf - Familiennamen, die auch später in der Eisenindustrie von Bedeutung blieben.

Seitens der Kaller Verwaltung betreute die Touristik-Expertin Laura Möhrer die Archäologietour, sie gestand: „Ich kannte den Friedhof vorher noch nicht und bin sehr beeindruckt. Mir vorzustellen, dass ich jetzt hier stehe, wo damals in einer ganz anderen Zeit, einer ganz anderen Welt die Beisetzungen stattgefunden haben, ist faszinierend.“ Ähnlich ging es auch dem Allgemeinen Vertreter Markus Auel, der unter den ersten Besuchern war und auch seine beiden Kinder Lea und Julian dabeihatte. „Ich freue mich, dass dieser spannende Ort im Rahmen der Archäologietour so vielen Interessierten gezeigt und nähergebracht wird“, so Auel. Verpflegen konnten die Besucher sich im Urfter Imbiss „Gaumenschmaus“. 

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall
  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall
  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall
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