Kall-Scheven - Die Gästeliste und auch eine Rede zu seinem 100. Geburtstag hatte Emil Feyen selbst geschrieben – und zwar auf seiner alten Schreibmaschine. Gelernt ist gelernt: „1938 bis 1939 habe ich an der Handelsschule in Trier unter anderem Maschinenschreiben gelernt“, berichtet der in Auel bei Daun geborene Schevener und ergänzt: „Blind schreiben mit zehn Fingern – das hat Spaß gemacht.“
Die erste Arbeitsstelle trat der damals 16-Jährige so auch als Schreibkraft an, zunächst als Reichsangestellter beim Reichsarbeitsdienst sowie der Arbeitsgauleitung in Köln und ab 1940 bei der Bahnmeisterei Gerolstein. Dorthin kehrte er 1946 auch nach Wehrdienst sowie Kriegsgefangenschaft zurück und schlug wenige Jahre später die Beamtenlaufbahn ein. „Ich hatte eine Tante, die ging in das Büro des Personalsachbearbeiters und regelte alles – manchmal auch mit Speck und Schinken“, berichtet Emil Feyen verschmitzt.
Später war er unter anderem als Fahrdienstleiter auf der Eifelstrecke eingesetzt, er wohnte im Lissendorfer Bahnhof. Eine schicksalhafte Begegnung hatte der jungen Mann bei einer Tanzveranstaltung in Feusdorf: „Da habe ich ein Mädel aus Scheven kennengelernt, meine Katharina. Sie hatte so schöne Augen und hat mir sofort gefallen.“ Am 7. Oktober 1950 fand die Trauung in der Schevener Kirche statt, kurz zuvor war das Paar nach Scheven gezogen. Sie bekamen zwei Söhne, Dieter und Günter, gemeinsam mit den Schwiegertöchtern Margret und Roswitha sowie Enkel Mario seien sie bis heute immer für ihn da. 2015 feierten alle noch zusammen in Scheven Eiserne Hochzeit, zwei Jahre später dann musste Emil sich von seiner Frau Katharina verabschieden, die mit 91 Jahren verstarb.
Zuvor hatte die Familie nach einer Zwischenstation wiederum im Lissendorfer Bahnhof ein aktives Leben in Scheven geführt. Emil Feyen war engagiert im Schevener Pfarrgemeinderat und Vorsitzender der Ortsgruppe des Eifelvereins, auch Karneval feierte er gerne.
Beruflich machte der heute 100-Jährige Karriere: Als Schreibkraft bei der Reichsbahn schlug er mit der Ausbildung zum Reichsbahn-Assistenten die Beamtenlaufbahn ein und wurde im April 1952 verbeamtet, knapp drei Jahre später wurde er Beamter auf Lebenszeit. 30 Jahre war Emil Feyen bei der Bahn - zuletzt als Regierungshauptsekretär - beschäftigt, als er plötzlich Lust bekam auf eine neue Herausforderung. Seinem Versetzungsantrag wurde stattgegeben, sodass er 1970 zum Bundesverwaltungsamt nach Köln wechselte. In der Zentralstelle für Auslandsschulwesen war er zuständig für die Beschaffung von Lehr- und Lernmitteln für Deutsche Schulen auf der ganzen Welt, das von ihm handgeschriebene Auftragsbuch zeugt von teils exotischen Orten. Bei seiner Pensionierung 1986 als „Amtsinspektor mit Zulage“ durfte er es als Abschiedsgeschenk mitnehmen.
Immer mal wieder liest er darin – ebenso, wie der hellwache Senior auch noch täglich die Zeitung liest und das Weltgeschehen verfolgt. Einer seiner Lieblingsorte, so Emil Feyen, ist der Schevener Garten. Hier ist er immer noch gerne, und hilft vom Rollstuhl aus bei dessen Pflege. „Der Garten war immer mein Hobby“, sagt er, „ebenso wie das Reisen, am liebsten an den Bodensee.“
Wofür er dankbar ist? „Für alles“, antwortete Emil Feyen ohne zu überlegen, „insbesondere unserem Herrgott, für eine so lange Lebenszeit.“