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Gemeinde Kall

Das Lädchen erhalten

Die Frischegenossenschaft eG betreibt das Sistiger Lädchen – und ist durch Krieg und Inflation in einer schwierigen finanziellen Situation.

Besonders beliebt bei den Kunden im „Lädchen“ sind regionale Produkte wie sie hier Vorstandsmitglied Ute Stirnemann und Mitarbeiterin Laura Junker präsentieren.

Kall-Sistig - Das Sistiger Lädchen ist eine wichtige Säule der innerörtlichen Versorgung für Sistig und die umliegenden Ortschaften. Während meist eher über die Schließung kleiner Dorfläden gesprochen wird, gelang es den Sistigern vor zehn Jahren, ihren Dorfladen zu retten und als Genossenschaft weiter zu betreiben. Angefangen hatte es mit 21 Genossen/innen, seitdem ist die „Frischegenossenschaft eG“ auf eine starke Gemeinschaft angewachsen – die allerdings auf weitere Unterstützung angewiesen ist. Dank des großartigen Engagements vieler Ehrenamtlicher hat dieser wertvolle Aspekt des Dorflebens bislang Bestand. 

Barbara Kirschbaum ist Aufsichtsratsvorsitzende der Frischegenossenschaft. Sie berichtete anlässlich der Jahreshauptversammlung im Sportlerheim des SV Sistig-Krekel 1929 e.V.: „Alles war auf einem guten Weg, der Laden schrieb schwarze Zahlen – und dann kamen Krieg und Inflation.“ Seitdem kämpfen auch die die Aktiven in Sistig mit deutlich gestiegenen Energiekosten. Gleichzeitig, so Barbara Kirschbaum, sei der Warenumsatz rückläufig, weil die Menschen einfach nicht mehr so viel Geld zur Verfügung hätten. Um die Energiekosten zu senken, wurde die Anzahl der Gefriertruhen reduziert, auch bei den Heizkosten wird gespart. Weitere energetische Maßnahmen seien in Vorbereitung.

Über die schwierige finanzielle Situation der Frischegenossenschaft eG berichteten Vorstand und Aufsichtsrat bei der Jahreshauptversammlung.

„Gerade Corona und die Flutkatastrophe haben gezeigt: Eine Vor-Ort-Versorgung mit Artikeln des täglichen Bedarfs und Dienstleistungen wie der Poststelle sind wertvoll“, so Ortsvorsteher Karl Vermöhlen. Ungeachtet dessen, hatten der engagierte Vorstand (Ute Stirnemann, Andrea Finder und Uwe Walter) und der Aufsichtsrat um Barbara Kirschbaum im Rahmen der Jahreshauptversammlung keine guten Nachrichten zu vermelden. Denn: Nach sehr positiven Zahlen zu Notzeiten wie der Corona-Pandemie und der Zeit nach der Flut 2021 hat sich das Einkaufsverhalten geändert, der Tagesumsatz ging leicht zurück. Gleichzeitig trieben Inflation und steigenden Kosten im Einkauf sowie für Energie und Personal die Frischegenossenschaft in die roten Zahlen. In 2022 war ein Minus von über 17.000 Euro zu verzeichnen, also rund 1.500 Euro Minus im Monat. „Und auch 2023 läuft bisher nicht besser“, bedauert der Vorstand. Das Lädchen habe für Sistig einen erheblichen Mehrwert, nicht zuletzt seien auch die Immobilienpreise vor Ort aufgrund der vorhandenen Versorgungsinfrastruktur einige Prozente höher, „ganz abgesehen von den Dienstleistungen wie der Poststelle.“

Ortsvorsteher Vermöhlen: „Wenn ich sehe, was allein am Postschalter passiert, etwa die große Anzahl an Retouren-Paketen, dann sollten sich alle an die eigene Nase fassen und sich fragen: Was kann ich persönlich tun, damit "Unser Lädchen" auch weiterhin hilft, das Leben in Sistig noch lebenswerter zu machen? Warum nutze ich gerne die Post vor Ort, trage aber zum Erhalt nichts bei, weil ich dort nicht auch etwas kaufe? Warum bin ich als Sistiger Bürger (oder Neubürger) immer noch nicht Mitglied in der Frische Genossenschaft Sistig eG? Jede und Jeder kann mithelfen, dass wir auch in einer möglichen nächsten Versorgungsnotlage unser Lädchen mit der Poststelle zur Verfügung haben.“ 

Bürgermeister Esser möchte die Akteure der Sistiger Frischegenossenschaft mit Aufsichtsräten und Vorständen anderer, nicht-gewinnorientierter Genossenschaften, die sich dauerhaft über passende Förderprogramme refinanzieren, in Kontakt bringen. Darüber hinaus sagte Esser zu, erneut bei der Bewilligungsbehörde anzufragen, ob die Frischegenossenschaft Mittel aus dem „Stärkungspakt NRW“ erhalten kann, welcher insbesondere zur Kompensation gestiegener Energiekosten gedacht ist.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall
  • Karl Vermöhlen